Last Updated on Mai 4, 2020 S F
Marc Raffel, Inhaber von M.A.R.A. Sport-Consulting, über die aktuelle Lage des Tennissports in Corona Zeiten, Sportverbände und eine Tenniswelt danach.
Marc Raffel und M.A.R.A. Sport-Consulting veranstalten und betreiben u.a. das ATP Tennisturnier in Meerbusch, zwei ITF Word Tour Events, Tennisturnierserien und betreibt seit letztem Jahr eine eigene Sport- u. Tennisanlage. Unsere Redaktion sprach mit dem Kölner Diplom Sportlehrer, der in diesem Jahr die erste Tennis-Expo in Deutschland organisiert und seit neuestem im Board der professionellen Internationalen Tennis Coach Vereinigung (PTCA) sitzt. Marc Raffel und M.A.R.A. Sport-Consulting veranstaltet u.a. das ATP Tennisturnier in Meerbusch, zwei ITF Word Tour Events, Tennisturnierserien und betreibt seit letztem Jahr eine eigene Sport- u. Tennisanlage. Unsere Redaktion sprach mit dem Kölner Diplom Sportlehrer, der in diesem Jahr die erste Tennis-Expo in Deutschland plant und seit neuestem im Board der professionellen internationalen Tennis Coach Vereinigung (PTCA) sitzt.
Redaktion (R): Marc, Du bist ja nun etliche Jahren im Tennisgeschäft. Was bedeutet Corona für den Tennissport?
Marc (M): Die aktuelle Corona-Krise hat unseren Sport extrem hart getroffen. Da das Spitzentennis vor allem international verankert ist, erscheint mit eine zeitnahe Rückkehr zum Tagesgeschäft als eher unrealistisch. Aber auch Tennis als Breitensport leidet, die Tennis-Artikelindustrie und die hauptberuflichen Tennislehrer befinden sich in einer existenzbedrohenden Situation.
R: Und die Vereine?
M: Natürlich haben diese auch Probleme, aber man verfügt dort mit den Mitgliedsbeiträgen über gesicherte Einnahmen.
R: Und Du als Tennisveranstalter?
M: Mit unserem Sport-u. Tennis Resort Teremeer in Meerbusch rechne ich mit einer Sommereröffnung Mitte Mai. 6-8 Wochen Geschäft sind uns dann verloren gegangen, das ist sehr bitter, zumal wir viel in die Anlage investiert haben. Mit den beiden ITF World Tour Events in Troisdorf und Meerbusch werden wir in diesem Jahr an der neuen, äußerst exklusiven Exhibition-Turnierserie des Deutschen Tennis Bundes (DTB) teilnehmen. Das ATP-Tennisturnier im August steht zwar noch im Kalender, es könnte jedoch ebenfalls in diese neue Serie integriert werden.
Der DTB initiiert exklusive Tennis-Turnierserie
R: Was ist das für eine Serie?
M: Viele Veranstalter haben in diesem Jahr bereits ihr Tennis-Event verschoben oder abgesagt. Den deutschen Tennisprofis fehlt zur Zeit jegliche Wettkampfpraxis. Der DTB hat dies erkannt und eine tolle, hochprofessionelle Turnierserie ins Leben gerufen. Start ist der 09.06. u.a. in Troisdorf mit den TVM Open, die gesamte Tour endet am 19.07.20. Das Halbfinale dieser Tour wird in Meerbusch stattfinden. Das ist fantastisch! An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich das Engagement des DTB mit Dirk Hordorff loben.
R: Du sagtest, viele Trainer leiden derzeit?
M: Ganz sicher! Diese Gruppe hat so recht keine Vertretung. Die Tätigkeit des Tennislehrers hier in Deutschland ist als Beruf nicht anerkannt. Dies rächt sich jetzt für die Betroffenen und das muss sich ändern. Viele Tennistrainer sind in ihrer Existenz zur Zeit bedroht und man muss ihnen eine starke Stimme geben.
Mit Nachdruck und Engagement für die Interessen der deutschen Tennistrainer einsetzen
R: Du bist seit neuestem im Board der PTCA? Was bedeutet das genau und was ist die PTCA?
M: Die PTCA ist eine internationale Interessensvertretung für hauptberufliche Tennistrainer mit Sitz in Luxemburg. Mats Wilander z.B. ist Gründungsmitglied, bekannte Größen wie Barbara Rittner, Dirk Hordorff, Patrick Kühnen, Goran Ivanisevic, Juan-Carlos Ferrero und Jonas Björkmann u.v.m. sind Mitglieder. Wir haben nun das PTCA Central Europe (Deutschland, Österreich, Schweiz) in Bad Soden gegründet und werden uns fortan mit Nachdruck und Engagement für die Interessen der deutschen Tennistrainer einsetzen. Denn hier ist echter Nachholbedarf. Wir erstellen Musterverträge, geben Honorarempfehlungen, bilden fort, beraten steuerlich und rechtlich. Darüber hinaus akquirieren wir strategische Partner und implementieren die Tätigkeit des Tennistrainers als anerkannten Beruf in unsere Gesellschaft.
R: Haben sich die Sportverbände in der aktuellen Krise genug für den Tennissport eingesetzt?
M: Es wird insgesamt viel zu wenig über die gesundheitsfördernde Komponente des Sports gesprochen, Sport stärkt im Übrigen auch das Immunsystem. Gefühlt haben sich die Sportverbände eher als Sprachrohr der Bundes- bzw. Landesregierungen bemerkbar gemacht, als die Interessen ihres Sports tatsächlich zu vertreten. Man leitete und leitet einfach irgendwelche Verordnungen und Beschlüsse weiter und meint seinen Job zu machen. Viel mehr muss man sich auch mal die Hände schmutzig machen, wenn man für seine Mitglieder etwas erreichen möchte. Hier waren und sind viele andere Bereiche und Branchen in Deutschland deutlich besser aufgestellt. Grundsätzlich zählt der Sport in unserem Land einfach zu wenig, der Sport hat keine Lobby. In Schulen muss bereits mehr Sport getrieben werden, in der Politik muss es nach dem Vorbild anderer Länder einen Sportminister geben und die Spitzen-Sportförderung in Deutschland hält international leider keinem Vergleich stand. Sport verlängert das Leben, entlastet das Gesundheitssystem, vermittelt Glück und Wohlgefühl. Im Übrigen praktiziert Sport die so oft gepriesene offene Gesellschaft tatsächlich und nicht nur als Worthülse oder Slogan. All diese Werte müssen im gesellschaftlichen Diskurs viel mehr in den Vordergrund gestellt werden und schließlich eine hohe Wertschätzung bekommen.
Welcher Sinn ergibt sich daraus, wenn die Nr. 900 der Tennisweltrangliste zu einem Tennisturnier über Ozeane und Zeitzonen reisen muss?
R: Du erwähntest eingangs, dass das Spitzentennis international aufgehängt ist und deswegen durch die Corona Krise besonders getroffen ist. Wie meinst Du das?
M: Wenn du im internationalen Tennissport etwas erreichen möchtest, musst du sehr früh viel durch die ganze Welt reisen, weil die ITF- und ATP tour weltweit aufgespannt ist. Nun zu Coronazeiten wird es in vielen Ländern unterschiedlich lange dauern, bis man weltweit wieder den Shutdown verlassen hat. Dies könnte noch viele Monate dauern. Und dann stellt sich die Frage, was bei einem zweiten Shutdown mit dem weltweiten Tenniszirkus passiert. Die Tennisglobalisierung wird auch in Zukunft äußerst anfällig sein. Deshalb sind Überlegungen anzustellen, ob Kontinente und Länder ihre eigenen Tennis-Circuits organisieren. Die Besten kommen dann nach einer Quote, wie in der Fußball Champions League in die Hauptrunden der ATP tour oder Grand Slams. Natürlich ist dies nur eine Überlegung von mir, aber die Zeiten neu zu denken und zu entwickeln sind nun auch im Tennissport gekommen. Welcher Sinn ergibt sich, wenn die Nummer 900 der Tennisweltrangliste zu einem Tennisturnier über Ozeane und Zeitzonen reisen muss?
R: Marc, vielen Dank für das Gespräch.